Was hoch steigt, kann tief fallen. So oder so ähnlich lässt sich möglicherweise der erste Eindruck beschreiben, den man von diesem aktuellen LTB hat.
Waren nach den überwiegend sehr erfreulichen Ausgaben der letzten Monate die Erwartungen ein wenig gestiegen, dann nur, um dieses Mal enttäuscht zu werden. So richtig schlecht ist die Ausgabe nicht mal - aber sie krankt an vielen der Symptome, die das LTB in den letzten Jahren ausgemacht haben. Vorwiegend kurze Geschichten, uninspiriert, Mittelmaß.
Das fängt mit dem Cover an, auf dem Donald im Sand eingebuddelt dämlich aus der Wäsche guckt. Dann ein bisschen goldglänzenden Puder auf den vermeintlichen Strand gehauen, fertig. Eine große Ankündigung für Sticker als Extra macht das Ganze auch nicht besser. Insgesamt 10 Geschichten haben dieses Mal den Weg ins Buch gefunden, 2 davon stammen aus der Egmont-Schmiede, die verbleibenden acht aus dem fernen Italien. Restlos zu überzeugen weiß leider keine einzige. Dafür kann die Kategorie "Blau" wieder ausgepackt werden.

Egmont liefert mit Held in Badehosen erst ein Abenteuer, in dem Donald sich als Würstchenverkäufer am Strand verdingt (ob es wirklich jemanden gibt, der am Strand heiße Würstchen isst?), nachdem er beim Test zum Rettungsschwimmer chancenlos durchgefallen war. Da aber die ganze Verwandtschaft im Glauben ist, er sei Rettungsschwimmer, sind Probleme vorprogrammiert. Andersen präsentiert das Szenario auf für ihn untypische Weise vergleichsweise ruhig - wenn auch Ausflüge in sein ureigenes Metier, das actiondurchflutete Chaos, nicht ausbleiben. Einige Gags zünden, die meisten sind aber einfach zu vorhersehbar, um für nachhaltige Erheiterung beim Leser zu sorgen. Inhaltlich ist die Story letztlich solide, weder große Ausreißer nach oben noch nach unten sind zu entdecken. Mehr als Durchschnitt kommt dabei aber nicht heraus.


Micky, wie er fällt und stürzt

Bei Egmont-Werk Nummer 2, die Micky-Story Die Stadt in der Wüste, weiß man nicht so recht, was man davon halten soll. Die inhaltliche Grundidee - Außerirdische leben auf der Erde und wollen sich ihrer Umwelt anpassen, da ihr Planet vernichtet wurde - ist durchaus gut. Dass bei der Anpassung so einiges schief geht, ist zu erwarten und eigentlich ein guter Nährboden für lustige Späße. Die gibt es aber leider nicht, stattdessen wird ewig auf der Masche herumgeritten, dass die Aliens alles gleich machen und so alle Wesen gleich aussehen, ebenso alle Häuser und alles sonst. Ein kleines Intermezzo mit Katastrophenschutz und Angst vor der Enttarnung darf natürlich nicht fehlen und am Ende werden die Außerirdischen einfach alle Zirkusartisten. Aus einer guten Grundidee wird hier einfach sehr, sehr wenig gemacht, so dass der Leser früh gelangweilt ist und das Interesse verliert. Dazu kommen die Zeichnungen von Joaquin, die auch nicht für ein Mehr an Lesespaß sorgen. Schwach.

Aus Italien kommen derweil einige gute Ideen, die aber allesamt an der Umsetzung kranken. Zu kurz, zu uninspiriert, zu langweilig... Eine prima Grundidee reicht leider nicht aus.

Da wäre zum Beispiel Nimmermehr auf Abwegen. Gundels Rabe verliert sein Gedächtnis und fasst Zutrauen zu Dagobert Duck, der ihn prompt als Haustier bei sich aufnimmt. Eine erstklassige Idee. Aber auf 26 Seiten erleben wir nur mit, wie sich Dagobert und der Vogel anfreunden und sich immer ähnlicher werden, bis Gundel angerauscht kommt und Nimmermehr sein Gedächtnis - zack! - wiederfindet und zu seiner Herrin zurückkehrt. Eine ganz nette Charakterstudie für Dagobert und Gundel, die ihren Raben vermisst, zwar schon, mehr aber auch nicht. Gags muss man mit der Lupe suchen, die Zeichnungen Pastrovicchios sind durchwachsen. Trotz der nur 26 Seiten hat man fast den Eindruck, dass die Geschichte zu lang ist.


Da sprach der Butler 'Nimmermehr'

Heiter auch die Idee von Ein unerwarteter Verbündeter - wenn auch vollkommen aus der Luft gegriffen. Ein Panzerknacker ist der größte Fan von Phantomias und verliert seinen kriminellen Antrieb. Zufällig trifft er dann auf das abgestellte Phantomias-Auto. Der Schlüssel steckt, also los. So haben die Panzerknacker eine starke Waffe (und ein Mitglied mit schlechtem Gewissen), während Phantomias als Dieb verdächtigt wird. Der Ansatz, dass ausgerechnet Phantomias zum Panzerknacker-Idol wird, ist zwar reichlich absurd, aber immerhin auch sehr originell. Aber auch hier bleibt es bei der Grundidee, die Story selbst krankt wiederum an den bekannten Symptomen. Gags, die nicht zünden (so sie denn zu finden sind) und eine gemessen an dem Ansatz uninspirierte Story, die komplett vorhersehbar ist, sorgen dafür, dass beim Leser nicht der gewünschte Spaß aufkommt.

Toll ist auch die Grundidee von Einsamer Triumph, wenn auch wiederum weit hergeholt. Während alle Entenhausener in Urlaub sind, arbeitet nur Klaas Klever und wird so zum reichsten Mann der Welt. Da ihm das so ganz allein aber keinen Spaß macht, sucht er Menschen, vor denen er damit angeben kann - und findet niemanden. Dass er nur bei Dagoberts Busenfreunden sucht, ist dabei ein wenig wunderlich - aber immerhin Nährboden für einige gute Gags. Verwirrung stiftet die Tatsache, dass bislang nicht Dagobert Duck, sondern ein gewisser Ronnie Rublreiber reichster Mann der Welt war. Dass Dagobert so gar nicht arbeitet und Urlaub macht ist eine arg weit hergeholte Grundannahme, auf der fußend die Story dann aber ganz passabel funktioniert. Die Zeichnungen von De Lorenzi sind dabei ein Höhepunkt des Bandes - wie auch die Story, die insgesamt wohl die beste aktuelle im Buch ist.


Melancholie des Todes

Vor allem, weil danach überwiegend wenig Originelles folgt.
Eine nur durch Guerrinis Zeichnungen auffallende Strand-Story, ein nicht sonderlich komischer Einseiter und eine neuerliche Suche nach dem verlorenen Glückszehner.

Für den Höhepunkt des LTBs sorgt derweil am Ende diee Cimino/Cavazzano-Koproduktion Der Irrtum des Höhlenweisen von 1975. Donald wird irrtümlich für einen großen Helden gehalten und auf eine fast nur von Frauen bewohnte Insel verschleppt, wo alle 5 Jahre ein solcher Held die Bestie der Insel kontrollieren muss. Mit Glück, Geschick und Hilfe gelingt das Donald auch und er kann sich sogar dem finalen Ritual, dem Sturz in einen Vulkankrater entziehen. Die Geschichte ist gut erzählt und sorgt für eine ausgewogene Balance zwischen Abenteuer und Komik. Die Zeichnungen sind Cavazzano auf dem Höhepunkt seines Schaffens und überzeugen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Alleine wegen der Zeichnungen ist diese Story schon die beste des Bandes. Die Story drumherum ist zwar nicht weltbewegend, aber immerhin solide und weitgehend souverän erzählt, so dass man einen versöhnlichen Abschluss mit dem Band erhält.

ÜBERSICHT:

- Held in Badehosen (S: M.+L.Shaw / Z: F.Andersen / D 2006-316)
- Die Stadt in der Wüste (S: P.Halas / Z: Joaquin / D 2001-048)
- Glatt vergessen (S: R.Gagnor / Z: G.Facciotto / I TL 2605-5)
- Nimmermehr auf Abwegen (S: S.Giannatti / Z: A.Pastrovicchio / I TL 2632-6)
- Ein unerwarteter Verbündeter (S: R.Secchi / Z: P.Mottura / I TL 2633-1)
- Einsamer Triumph (S: A.Mainardi / Z: P.De Lorenzi / I TL 2594-7)
- Spiele am Strand (S: C.Panaro / Z: F.Guerrini / I TL 2593-5)
- Unwiderstehlich... (S: C.Panaro / Z: N.Tosolini / I TL 2662-02)
- Alles für einen Zehner! (S: M.Bosco+M.Valentini / Z: L.Gatto / I TL 2594-3)
- Der Irrtum des Höhlenweisen (S: R.Cimino / Z: G.Cavazzano / I TL 997-A)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop
Blau: Italienischer 08/15-Kram

von Carsten Spitz, Juli 2007