Ein Cover mit Puzzle-Struktur erwartet den geneigten Leser in diesem Monat, auf dem Donald in klassischem Detektiv-Outfit dem Käufer entgegengrinst - besonders sehenswert ist dieses wieder einmal nicht. Außerdem wird auf dem Cover mit "30 Seiten extra" geworben - was sich als guter Mittelwert erweist, denn es sind in der Tat 32 Seiten mehr als gewohnt, dafür sind aber von diesen zusätzlichen Seiten 4 mit Werbung gefüllt, so dass also effektiv 28 Seiten mehr Comics vorliegen. Trotz des erweiterten Umfanges sind wie gewohnt nur 3 Egmont-Geschichten enthalten, davon zwei "normale" Storys die mit 38 und 35 Seiten wieder beide eine respektable Länge aufweisen. Dazu hat Flemming Andersen auch den ebenfalls auf dem Cover beworbenen Rätselcomic beigesteuert, der in 4 kleine Abschnitte unterteilt insgesamt 28 Seiten füllt. Der Rest des Bandes wird gefüllt mit italienischen Kurzgeschichten, wie man das so kennt - mit einer Ausnahme: Die diesmonatige Phantomias-Geschichte bringt es auf geradezu sensationelle 49 Seiten. Man wünschte sich, dass dies ein Trend würde... Außerdem erreicht noch die Abschlussgeschichte immerhin exakt die magische 30-Seiten-Grenze. Auf eine der fast schon obligatorischen Dussel-Geschichten wurde übrigens verzichtet, sein Einsatz beschränkt sich auf 2 Panels in der Phantomias-Story.

Seine Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur Verfügung.

Den Anfang macht wie zumeist ein Egmont-Werk, entgegen der Gewohnheit aber nocht von Fecchi. Stattdessen wurde Flemming Andersen eingesetzt, um Träume werden wahr ins rechte Licht zu rücken. Dagobert hat sich wiederholende Träume und sucht daher einen Traumdeuter auf, der ihm rät, diese Visionen zu beachten und dabei eventell auftretende Instruktionen strikt zu befolgen - was sich, wie der Titel der Geschichte ja schon andeutet, auch voll auszahlt. Wie geträumt wird er von den Panzerknackern beraubt, um durch die Anweisungen weiterer Träume das gestohlene Gut zurückzubekommen. Eingewoben wurde hierbei ein Subplot, in dem Donald der Meinung ist, durch einen sogenannten Kraftkristall andere Leite seinem Willen untertan machen zu können. Positiv ist, dass Andersen offenbar zunehmend Abstand von seinem sehr aggressiven Stil der jüngeren Vergangenheit gewinnt und insgesamt wieder etwas harmloser zeichnet - auch wenn sein ihm eigener Stil samt gewisser aggressiver Ansätze natürlich erhalten bleibt. Inhaltlich ist die Geschichte insgesamt etwas wunderlich (so verschenkt Dagobert eine Million, weil ihm ein Traum dies befiehlt) und wird von diversen ein wenig unvermuteten Zufällen am Leben erhalten, weiß aber letztlich insgesamt durchaus zu unterhalten, was zu einem Großteil den Zeichnungen Andersens zu verdanken ist, dessen Darstellungen zum Stil der Geschichte wunderbar passen.

Auch Ex-Großmeister Giorgio Cavazzano darf in Gemüse für den Nordpol wieder einmal sein Können zeigen - und es zeigt sich, dass selbst er über weite Strecken austauschbar geworden zu sein scheint. An seine zeichnerischen Glanzleistungen, die er konstant über viele Jahre gebracht hatte (und die ja auch bei den "Drachenrittern" wieder zu besichtigen waren), kann er insgesamt nicht mehr anknüpfen, wenn auch sicherlich durch das sehr enge Korsett bedingt, das durch die Kurzgeschichten geschaffen wird - doch hat man auch einen Cavazzano in Erinnerung, der kurze Geschichten zu Meisterwerken machen konnte. Dieses Mal verschlägt es Donald und Primus auf Befehl von Dagobert an den Nordpol, um dort eine Bodenprobe abzuholen (ob das wohl billiger ist als die Post?), doch aufgrund der Duck'schen Sparpolitik stranden die beiden im ewigen Eis und haben Glück, von einem Einheimischen gerettet zu werden, der mit seinem Stamm in einem Eisberg lebt, in dem ein mildes Klima herrscht, bedingt durch Wärme ausstrahlende Steine, die überall herumliegen. Mit einem solchen Stein und den Bodenproben beladen geht es zurück nach Entenhausen und sagt Dagobert auf Nachfrage, der Stein sei nutzlos. Früher wäre hier wohl eine Fortsetzung geschehen, in dem Dagobert die Steine kommerziell auszunutzen zu versuchte, um nach einem Fehlschlag am Ende alles auf sich beruhen zu lassen - heute ist die Geschichte an der Stelle einfach beendet. Der Anfang ist insgesamt recht gelungen, das Ende dafür ausgesprochen unbefriedigend. Vereinzelte nette Szenen sind immerhin zu besichtigen, die die Story letztlich zumindest einigermaßen gut zu lesen machen.

Es folgt Ein Fall für Detektiv Duck. Wie ewähnt ist dieser Rätsel-Comic in 4 Abschnitte (2 zu 6 und 2 zu 8 Seiten) unterteilt, am Ende eines jeden Abschnittes gilt es, 2 oder 3 Fragen zu beantworten, was entweder ausgesprochen einfach oder quasi unmöglich ist, denn leider gibt es diverse Fragen, zu denen die vorgegebene Antwort nicht im geringsten passt. Schon ärgerlich, das. Donald macht sich als Detektiv selbständig und versucht, einen Fall zu lösen, wobei er durch Zufall auf diverse andere Verbrechen stößt, die er zufällig aufzuklären hilft - sehr zufällige Sache insgesamt.
Die Story insgesamt hätte ebensogut ohne Rätseleien erzählt werden können, wodurch sie sicherlich geschlossener und insgesamt besser gewirkt hätte - aber auch keinesfalls eine wirklich gute gewesen wäre. So wird, auch durch die nicht sehr sinnvolle Zerstückelung begünstigt, der Eindruck erweckt, das irgendetwas fehlt. Auch Andersen passt dieses Mal weniger gut als bei seinem Einsatz zum Auftakt - letztendlich liest man die Story quasi als 4 wenig unterhaltsame Kurzgeschichten mit wenig begeisternden Fragen am Abschluss einer jeder. Das Experiment Rätselcomic sollte in dieser Form tunlichst nicht wiederholt werden.

Eine kurze Zusammenstellung von Gustavs Glück gibt es in Wiederbeschaffungen aller Art. Da der Bürgermeister verfügt hat, dass ein jeder Bürger, egal wie faul oder begabt, zu arbeiten habe, eröffnet Gustav ein Wiederbeschafungs-Büro, für das er auf Wunsch von Kunden verlorene Dinge sucht. Das gelingt natürlich vortrefflich und alle Welt bewundert den glücklichen Gustav. Es gelingt ihm gar, einen Schuldschein bei seinem Onkel Dagobert einzulösen - und, zack, ist die Geschichte beendet. Es kommt kein Erzählfluss auf (die Geschichte ist ja auch nur 12 Seiten lang) und es gibt keine einzige in irgendeiner Weise überraschende Wendung, die Geschichte eiert bis zum Ende einfach so vor sich hin. Langweilig.

Die obligatorische Maus-Story ist dieses Mal wieder aus dem Hause Egmont. Der wackere Mäuserich ist in Ägypten, um das Geheimnis einer Pyramide mit Tiefgang zu erforschen, die offenbar nicht als Grabmal genutzt wurde. Also geht man einfach hinein und drückt ein bisschen an den Wänden herum - und heureka! Die Pyramide erweist sich als gigantischer Bohrer, mit dem man sich bis nahe zum Erdmittelpunkt gräbt, wo sich vor 3500 Jahren ein Volk aus Angst vor dem Weltuntergang verschanzte, beleuchtet durch eine künstliche Sonne, die durch die als Solarkraftwerk fungierende Pyramide am Leben erhalten wurden. Clever, die Leute dort vor 3500 Jahren. Es gelingt dem Mäuserich aber, das Volk davon zu überzeugen, dass die Welt nicht unterging, und so geht es rasch wieder zur Erdoberfläche hinauf. Zwar wird nicht gekaschperlt, doch auch hier sind einige recht unpassende Details (Anachronismen, Logikfehler) eingebaut. Insgesamt verläuft die Story ziemlich unspektakulär und wird es nicht schaffen, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen - besser als die Produktionen vor wenigen Jahren ist das zwar, aber von gehobener Klasse doch noch deutlich entfernt.

Guter Schlaf für alle ist ein hehres Ziel, das zu erreichen der Menschheit wohl einen großen Schub nach vorn brächte - und was bietet sich da besser an, als Donald als Schlafexperten zu engangieren? Und so produziert Dagobert mit Hilfe von Donald und Primus (2.Auftritt in einem Band, auch eine Seltenheit) einen Schlafratgeber - mit durchschlagendem Erfolg. Nach kürzester Zeit schläft halb Entenhausen den Schlaf der Gerechten - doch, oh weh, das lässt natürlich die Umsätze des Duck-Patriarchen gehörig einbrechen. Leider ist die Story an dieser Stelle beendet, obwohl noch massig Platz für weitere Entwicklungen gewesen wäre - das kommt davon, wenn man nur 16 Seiten aufwendet. Immerhin darf sich Francesco Guerrini hier bewähren und präsentiert seinen ganz eigenen Stil durchaus erfolgreich, doch einen echten Genuss kann auch er aus dem kurzen Machwerk nicht mehr machen, das im Mittelmaß endet.

Es folgt mit Eine hartnäckige Verlobte die längste Geschichte des Bandes: 49 Seiten wurden Salvatori und Coppola zugestanden, auf denen sie eine durchaus lesenswerte Phantomias-Story entwickeln. Eine Frau namens Lola Liebesam schreibt ein Buch, in dem sie für Phantomias schwärmt und behauptet, er liebe sie - das kann der Maskenmann natürlich so nicht stehen lassen und bemüht sich um ein Dementi, was aber wieder und wieder durch Pech und Unvermögen misslingt. So ist sie als die "Verlobte" von Phantomias ein lohnenswertes Ziel für dei Unterwelt und rasch muss Phantomias die entführte Damen den Klauen des Bösen entreißen - was für sie aber viel zu aufregend ist, so dass sie ihre Superheldenverehrung aufgibt. Glück gehabt, Phantomias! Insgesamt ist die Story durchaus von einer netten Grundidee motiviert und wird auch ansonsten ganz passabel erzählt - vor allem aber lebt sie von ihrer Länge, die dazu führt, dass endlich mal wieder eine italienische Story erscheint, die in sich rund wirkt, bei der man nicht den Eindruck hat, der Autor hätte einfach die zweite Hälfte des Skriptes in den Müll geworfen. Allein schon dieser Eindruck eines fertigen Werkes, gepaart mit den schönen Zeichnungen von Coppola, macht die Story zur besten des Bandes und zeigt wieder einmal, wieviel an Spaß durch die ganzen Kurz- und Kürzestgeschichten verloren geht.

Das folgende Kindertarif ist ein Einseiter, in dem Dagobert versucht, mit einer Kinderfahrkarte einen Zug zu nutzen. Gar nicht mal so schlecht ;)

Einen Sonntagsausflug wieder Willen machen die Panzerknacker - sie haben nämlich in der Nacht zum Sonntag einen Tresor gestohlen, nicht wissend, dass der Sonntag ein autofreier ist. Und so werden sie von einer Polizeistreife gezwungen, ihr Fluchtauto einfach stehenzulassen und müssen ihre Beute auf Schusters Rappen durch die Stadt schleppen. Beim Versuch, diesen Vorgang zu erleichtern, kommt es leider zu allerlei Ungemach, das zu einem sehr, sehr langen Sonntagsvergnügen führt. Einige nette Ideen sind durchaus in dieser Gag-Story untergebracht, die daher insgesamt zu unterhalten weiß und teilweise sogar ein amüsiertes Lächeln auf die Züge zaubert - das ist doch schon mal was ;) Doch letztlich sind die guten Szenen zu wenige, um die Geschichte wirklich gut zu machen, doch zumindest ist sie auch alles andere als schlecht - und dabei gereicht ihr noch zum Nachteil, dass ich die Zeichnungen Panaros nicht besonders gern mag.

Es folgt der Tiefpunkt des Bandes, der den passenden Titel Eher Schein als Sein trägt. Das große Los hat seinem Besitzer zwei Millionen Taler gebracht. Wer das ist, weiß man nicht - es ist auch unwichtig, denn Donald weiß, dass es nicht der urlaubende Gustav ist. Und das macht ihn froh, so froh! Den ganzen Tag läuft er mit einem strahlenden Lächeln herum (obwohl ihn das gewohnte Pech besonders heftig trifft) und versprüht gute Laune, da Gustav nicht gewonnen hat. Junge, das macht ihn froh! Fröhlich läuft er den ganzen Tag durch die Gegend, so dass alle glauben, er selbst habe gewonnen - dabei ist er doch nur froh, dass Gustav nicht gewonnen hat. Das führt dann zu allerlei Irritationen, gipfelnd in einer Entführung des vermeintlichen Millionärs. Die absurde Grundidee, absolut konsequent durchgezogen, sorgt schon am Anfang für deutliche Irritationen - und als klar wird, dass die Story nur daraus besteht, dass Donald sich so ungeheuer am Nichtgewinn seines Vetters erfreut wachsen die Irritationen schnellstmöglich an und schlagen in Verärgerung um. So eine Verschwendung der wertvollen Seiten - man hätte sie einer anderen Geschichte zuschlagen können... Hinzu kommt, dass mir auch die Zeichnungen di Vitas hier nicht besonders zusagen.

Deutlich besser ist da schon wieder die Abschlussgeschichte Schummler unter sich. Da es bei der Wahl zum Präsidenten des Klubs der Milliardäre zu einem Patt zwischen Dagobert und Klaas Klever gekommen ist, muss eine nuerliche Wahl die Entscheidung bringen - und dabei wird ein neues Mitglied das Zünglein an der Waage sein. Selbstredend sind die beiden Streithähne sehr darauf bedacht, den Gutesten auf ihre Seite zu ziehen - was der jeweils andere natürlich zu verhindern trachtet. Und so durchlaufen wir eine Gagstory aus verlockenden Angeboten, die durch Sabotage konsequent unterlaufen und ins Gegenteil gekehrt werden. Durchaus unterhaltsam läuft dies ab und es dauert auch sehr lange, bis das arme Opfer weiß, wem es all das Ungemach zu verdanken hat, so dass das Spielchen lange getrieben werden kann. Eine durchaus gute Grundidee wird hier konsequent umgesetzt und einige gute Gags sorgen auch für Erheiterung, doch fehlen irgendwo die zündenden Ideen, die das Werk wirklich ins Gedächtnis einbrennen würden. So bleibt eine weitere Durchschnittsstory, wenn auch eine der besseren Sorte.

ÜBERSICHT:

- Träume werden wahr (S: G.Transgaard / Z: F.Andersen / D 2004-030)
- Gemüse für den Nordpol (S: C.Panaro / Z: G.Cavazzano / I TL 2548-1)
- Ein Fall für Detektiv Duck (S: P.Hedman / Z: F.Andersen / D 2005-016)
- Wiederbeschaffungen aller Art (S: R.Cimino / Z: O.Panaro / I TL 2532-5)
- Eine Pyramide mit Tiefgang (S: P.+C.McGreal / Z: Joaquin / D 2004-054)
- Guter Schlaf für alle (S: G.Martignoni / Z: F.Guerrini / I TL 2534-3)
- Eine hartnäckige Verlobte (S: C.Salvatori / Z: A.Coppola / IS PK 39-1)
- Kindertarif (S: B.Sarda / Z: A.Maccarini / I TL 2524-01)
- Sonntagsausflug wider Willen (S: M.Bosco+M.Valentini / Z: O.Panaro / I TL 2521-6)
- Eher Schein als Sein (S: G.Martignoni / Z: G.Di Vita / I TL 2518-4)
- Schummler unter sich (S: C.Panaro / Z: M.Mazzarello / I TL 2540-7)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, Oktober 2005