Gemessen am heutigen Niveau des Lustigen Taschenbuchs kann man dieses Mal von einer annehmbaren Ausgabe sprechen. Guido Scala ist ebenso vertreten wie Romano Scarpa, auch die Zeichnungen von Roberto Marini, der gleich doppelt zu finden ist, sind durchaus ansehnlich. Jetzt warten wir nur noch darauf, dass die obligatorische Micky-Story nicht von Joaquin gezeichnet wird (was ist eigentlich aus den Mauser-Storys geworden???) und auf eine höhere Story-Qualität, in der Hoffnung, dass Egmont den Hauptteil des Buches bald auf die italienischen Zeichner setzt.
Ein Fazit:

In Unter Wölfen, der Titelstory, hören wir von zwei geläuterten Jägern eine Geschichte über einen Wolfsmenschen, der durch Donald verkörpert wird. Einige Zeit lebt er bei den Wölfen und wird ihnen dabei immer ähnlicher. Altes Motiv, aber in Comics selten aufgegriffen. Wenn jetzt die Zeichnungen noch nicht von Fecchi wären...
Ein ebenfalls altes Motiv wird in Die Wunderkerze aufgegriffen, die Aussage ist: „Du kannst alles herausfinden, du musst nur genau nachdenken.“ Tick, Trick und Track bekommen nämlich von einer alten Frau als Lohn fürs Rasenmähen eine angebliche Wunderkerze, die aber nur ein Psychotrick ist: Man muss sich nur konzentrieren.
Aber die Scala-Zeichnungen machen das ganze lesenswert.
Danach kommt es zum Griff nach den Sternen, Dagobert schickt all sein Geld per Materietransmitter ins All, wo die Panzerknacker es auch prompt entdecken. Danach folgt der unvermeidliche Kampf der Sippen. Durch die schönen Zeichnungen von Marini und dem Plot, der an alte Zeiten erinnert, habe ich mich hier fast sogar zu einem TOP hinreißen
lassen...
Ein Picknick mit Pannen unternimmt die Familie Duck, zum Glück in Kurzfassung. Die Moralen „Zu Hause ist’s am schönsten“ und „Aaaaah! Umweltverschmutzung!“ sind wahr, aber
selten so schlecht umgesetzt worden.
Der Scherzkeks muss nicht groß beschrieben worden. Ein paar Schlagworte: Völlig neuer Charakter von Rudi, Park mit überdimensioniertem Tinnef und Joaquin...
Immerhin folgt dann die Scarpa-Story „Eine Spur zu realistisch“. Die Zeichnungen sind gewohnt gut, aber die Story... Donald wird ein fähiger, aber größenwahnsinniger Wandmaler, der alle so realistisch macht, dass er zwar sehr berühmt wird, aber auch Unfälle herbeiführt, da seine Machwerke eine Eigendynamik entwickeln (so brechen gemalte Vulkane aus, verpesten gemalte Großstädte die Zimmer...) .
Marini stellt anschließend in Immer Trubel mit dem Jubel wieder seine Fähigkeiten unter Beweis, auch wenn die Story wieder nicht das absolute Highlight ist, Onkel Dagobert flüchtet nämlich an einem der vielen Besuchstage vor Gitta. Am Ende verbietet er ihr die Besuche gerichtlich, was aber natürlich auch zwecklos
ist...
Dussel wird dann ein Geheimagent wider Willen, der ungewollt Botengänge für eine Räuberband unternimmt. Über den Plot und die Martusciello-Zeichnungen hängen wir ein gnädiges Tuch des Schweigens...
Zum Schluss präsentiert sich mal wieder Miguel in einer wahrlich nicht schönen Story. Die Story ist zwar originell, aber man soll es mit blödsinnigen Einfällen auch nicht untertreiben... Immerhin FLOP im oberen Bereich liegend.


ÜBERSICHT:

- Unter Wölfen (S: M.+L.Shaw / Z: M.Fecchi / D 98353)
- Die Wunderkerze (S: C.Panaro / Z: G.Scala / I TL 2152-2)

- Griff nach den Sternen (S: S.Tulipano / Z: R.Marini / I TL 2315-6)
- Picknick mit Pannen (S+Z: G.Soldati / I TL 2304-4)

- Der Scherzkeks (S: S.Petrucha / Z: Joaquin / D 99199)
- Eine Spur zu realistisch (S: F.Michelini / Z: R.Scarpa / I TL 2173-1)
- Immer Trubel mit dem Jubel (S: S.Tulipano / Z: R.Marini / I TL 2251-2)

- Geheimagent wider Willen (S: G.Martignoni / Z: A.Martusciello / I TL 2303-5)
- Eine blitzsaubere Sache (S: A.Pihl / Z: Miguel / D 98396)

als Extras:
Text von Wolfgang J.Fuchs: "100 Jahre Carl Barks - Selbstbildnisse"
Barks-Fan-Card 3 - "Die Sieben Städte von Cibola", Z: M.Rota

GRÜN=Lesetipp
ROT=FLOP

von Carsten Spitz, 2001