Micky als Kurier des Zaren (LTB 17, Micky und Minni)

Literaturadaption als Comic - grundsätzlich sehr gerne gesehen, da bei fachgerechter Umsetzung ja zumindest die umzusetzende Story hohen Ansprüchen gerecht werden dürfte.
Wenn man sich dann wie bei "Micky als Kurier des Zaren" relativ nah an die Romanvorlage von Jules Verne hält und zudem das Szenario von dem viel geachteten Giovan Battista Carpi (1999 verstorben) umsetzen lässt, der viele junge Zeichner offensichtlich beeinflusst hat, kann das Endprodukt eigentlich nur lesenswert werden.

Fragwürdig vielleicht allenfalls die Einleitung, in der Minni aus ihrem Ferienhaus in Nizza dem wenig begeisterten Micky den Inhalt des gerade gelesenen Buches "Der Kurier des Zaren" vorträgt. Dieser nickt ein und erträumt sich sein ganz eigenes Szenario.
Na ja, auf der anderen Seite - warum auch nicht. ;)

Der Plot orientiert sich wie bereits gesagt nah an der Literaturvorgabe: So befindet sich das russische Zarenreich in großer Gefahr: Der gefürchtete Tartaren-Stamm (um Anführer Kater-Karlo-Khan) möchte das russische Zarenreich stürzen, indem er den Verräter Oberst Plattnasereff als Spion beim Großfürsten von Irkutsk (zugleich Bruder des Zaren) unterbringt. Und zwar in der nicht ganz unwesentlichen Position des militärischen Beraters.
Der Kurier des Zaren soll nun also nach Ikutsk reisen und den Großfürsten vor dem Hochverrat warnen - seine Reise wird ihn quer durch Sibirien und damit eine Reihe von Spionen und Wegelagerern führen. Telefon- oder E-Mail-Anschlüsse wären damals also durchaus herbeiersehnt worden...

Michael Mausoff wird schließlich mit dieser Aufgabe vertraut, inkognito auf Reisen zu gehen. Dieses Unterfangen beginnt allerdings schon früh zu scheitern: Freundin Minuschka steigt unerwartet zu Michael Mausoff, der unter dem falschen Namen Nikolas Suamoff reist und ist so stolz über diese ehrenvolle Aufgabe ihres Freundes, dass schon bald nicht nur der komplette Zug, sondern ganz Moskau weiß, dass es sich bei Mikki Mausoff um den "Kurier des Zaren" handelt. ;)

Dieses findet der Kurier selbst natürlich wenig vorteilhaft, erschwert dies seine Reise ja nur. So muss er sich schon während der Zugfahrt hartnäckiger Attacken seiner Verfolger erwehren. Auch auf den weiteren Stationen, beispielsweise der Dampfschifffahrt auf der Wolga, versuchen Plattnasereff und Komplizen alles, um den Kurier von der Übermittlung seiner Botschaft abzuhalten.
Weiter mit dem Pferdewagen verliert Mausoff zunächst unterwegs seine Freundin Minuschka, darauf gehen dann sogar seine Pferde mitsamt Wagen durch.
Da trifft es sich gut, dass Mausoff per Zufall auf seinen Jugendfreund Goofylas trifft, der seinem Kumpanen aus Kindertagen tatkräftig dabei unter die Arme greift, Minuschka und deren Freundin Klarabelluschka aus den Fängen der Tataren zu befreien.
Der Befreiungsversuch droht jedoch zu scheitern, als Michael dem Tataren-Anführer Karlo-Khan in die Hände fällt, dieser dessen Schicksal in die Hände von Freund Plattnasereff legt und dieser Mauseroff mit einer Säbelklinge zu erblinden versucht.

Da Goofylas den Khan allerdings zuvor durch Witze, die scheinbar den Tatarennerv treffen, erfolgreich zum Lachen gebracht hat, darf er die beiden verschleppten Damen Minuschka und Klarabelluschka, sowie den vermeintlich erblindeten Mausoff mit sich nehmen. Mikki Mausoff hat allerdings auch derartige Tränen über Goofylas Witze gelacht, dass die Säbelklingen seinem Augenlicht nicht geschadet haben.

Nach Wochen der beschwerlichen Reise kommt man nun endlich in Irkutsk an und überbringt - nach einem finalen Fechtkampf gegen den sichtlich überraschten Plattnasereff - dem Großfürtsen die wichtige Nachricht. Der Tatarenangriff kann somit in allerletzter Sekunde abgewendet und das Zarenreich gerettet werden.

Am Ende wird der tief schlummernde Micky dann unsanft aus seinen Träumen aufgeweckt, allerdings nicht ohne die Drohung Minnis, schon bald den nächsten Roman in Angruff nehmen zu wollen. Dem Leser dürfte es angesichts dieser schönen Geschichte recht sein.
Nicht zuletzt sei noch auf den Lehrgedanken bei Disney-Comics hingewiesen. Auch ohne jemals den Roman von Verne gelesen zu haben, prägen sich auf diese Art und Weise bei einer gelungenen und interessanten Comic-Version unweigerlich die Grundzüge des Szenarios im Gedächtnis ein. Und das kann nun wahrlich nichts schaden. Denke ich an Jules Verne und seine Romane, muss ich unweigerlich an die vielen gelungenen Comic-Versionen im LTB zurückdenken. Und allein die Tatsache, dass diese Geschichten über Jahre hinweg im Hinterkopf verankert geblieben sind, sind eigentlich das größte Lob, das man ausschütten kann.

Christian Peters, 2004

Autor: Gian Giacomo Dalmasso
Zeichner: Giovan Battista Carpi
Seiten: 62
Veröffentlicht: 1966