Mozarts großes Geheimnis (DD 447)

Dass so manches in der Vergangenheit geheimnisumwittert und mysteriös ist, ist nichts Neues. Worauf sonst sollten sich all die heiteren Verschwörungstheorien stützen, die man bei Interesse tagein, tagaus nachlesen kann? Von Vorteil ist es da, wenn man eine Zeitmaschine hat. Dann kann man nämlich einfach kurz einen Abstecher machen und herausfinden, was wirklich hinter dem steckt, was die Geschichtsbücher berichten...


Tipp fürs nächste Mal: Lebendiges Idol wählen

So wird weniges komplett korrekt wiedergegeben, wie uns Micky Maus und Goofy auf ihren Reisen durch Raum und Zeit gezeigt haben. Und so trägt auch der dieses Mal besuchte Wolfgang Amadeus Mozart ein Geheimnis mit sich herum, dass der Nachwelt nicht überliefert ist. Motiviert dadurch, dass Professor Zapotek von klassischer Musik und Mozart schwärmt (und dabei bei Marlin, Liebhaber von "moderner" Musik auf wenig Gegenliebe stößt), beschließen Micky, Goofy und Professor Marlin, dem Gutesten eine Reise ins alte Wien zu schenken. Klares Ziel: Mozart finden und zu einem Konzert samt persönlichem Gespräch bewegen. Der Komponist selbst verblüfft seine Besucher aber doch sehr, als sie ihn in seiner Garderobe im Burgtheater aufsuchen: Er kocht gerade etwas Leckeres. Wie sich herausstellt, ist er ein begeisterter Koch und Bäcker - keine Überraschung for Mozartexperte Zapotek, der dem Maestro gar die Erfindung der Mozartkugel zuschreibt.


Küchenchef mit Perücke

In diesem Fach brilliert er ebenso wie als Musiker. Unsere Freunde wohnen einer Aufführung seines Werkes "Die Entführung aus dem Serail" bei, doch nach dem Schlussakkord folgt ein Schock: Ein Dieb war in Mozarts Garderobe eingedrungen und hatte eine Schatulle mit "wertvollen Niederschriften" entwendet. Im Vertrauen darauf, dass es sich dabei um Partituren handelt, wird der Dieb gejagt - aber es handelt sich nur um Mozarts Rezeptsammlung. Doch sein größtes Geheimnis hütet er gut: Bei Nacht und Nebel verkleidet er sich, steigt aus dem Fenster seines Hauses und lässt sich zu einem abgelegenen Bauernhof fahren, wo er einige Freunde trifft, um mit diesen zu musizieren. Aber keineswegs klassisch: Die Gruppe macht moderne Musik!
Auch wenn Mozart selbst am Flügel sitzt, sind auch ein selbstgebasteltes Schlagzeug und eine Gitarre mit von der Partie und der Gruppe ist die gesamte Entwicklung der modernen Pop- und Rockmusik zu verdanken. Und zwar samt des Namens, denn nach dem Besitzer des Bauernhofs wird der Musikstil von vornherein als Rock bezeichnet.
Diese Tatsache versöhnt dann auch die beiden Professoren in ihrem Streit um die beste Musikrichtung.


Kultur, wohin man blickt: Wien

Die Geschichte zeigt sich als gelungene Mischung aus historischen Fakten, passend hineingewürfelten anderen Dingen aus der Vergangenheit und Humor. So ist natürlich bekannt, dass Mozart die Mozartkugel nicht erfunden hat, aber in dieser Story macht sich das ganz prima. Für Erheiterung sorgt aus heutiger Warte auch die Musik, die in der Geschichte als Beispiel für "moderne" Musik präsentiert wird, zentrale Beispiele sind neben den Rolling Stones ausgerechnet Nicole ("Mit dir vielleicht, vielleicht auch nicht, kann schon sein, du frisst Stroh wie ich...") und Torfrock. Das gibt der Story fast schon die Aura eines Zeitzeugen der frühen 90er Jahre. Aber neben den heute ein wenig skurril anmutenden Musikanspielungen präsentiert die Geschichte auch vielerlei eindeutig Positives: Valussis Darstellungen von Wien, insbesondere vom Burgtheater, sind beeindruckend. Es gelingt insgesamt dadurch vorzüglich, die Atmosphäre der Stadt einzufangen. Auch der Charakter des Mozart ist in seiner Vielschichtigkeit auf den wenigen Seiten überaus gut skizziert. Koch, Komponist und Rockmusiker auf einmal: Das geht, und es ist absolut glaubwürdig. Diese Geschichte ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass ein Revival der Zeitmaschinengeschichten eine absolut erfreuliche Sache wäre - es gibt noch so vieles zu erkunden!

von Carsten Spitz

Autor: Bruno Sarda
Zeichner: Franco Valussi
Seiten: 34
Veröffentlicht: 1991